Donnerstag, 24. Juni 2021

Offener Brief der Bürgerinitiative ...

 

.... „Gegenwind in Bad Münstereifel“ an den Ministerpräsidenten 

von NRW und den Vorsitzenden der CDU Deutschland Armin Laschet vom 22.6.2021 
 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsidenten Laschet, 


 wir sind die Vertreter der Bürgerinitiative „Gegenwind in Bad Münstereifel“. 


Bis zum 18.11.2020 haben wir uns für Klimaschutz, Energiepolitik und Windenergieanlagen nur 


allgemein interessiert. An diesem Tag stellte die Bürgermeisterin der Stadt Bad Münstereifel, Frau 


Preiser- Marian, CDU, im Ausschuss ihre Pläne vor, städtische Flächen im Nöthener Wald für den Bau 


von drei 260 m hohen Windenergieanlagen zur Verfügung zu stellen. Der Bau derartiger 


Windindustrieanlagen im Wald war für uns sofort ein No-Go. Daraufhin haben wir uns am nächsten 


Tag zu der Bürgerinitiative „Gegenwind in Bad Münstereifel“ zusammengeschlossen, der heute mehr 


als 800 Mitglieder angehören. Es wurde ein Bürgerbegehren erfolgreich initiiert und ein 


Bürgerentscheid durchgeführt. Im Wahlkampf hat die CDU unter anderem gedroht, dass wenn die 


städtischen Flächen nicht zur Verfügung gestellt würden, führe dies für die Bürger zu einer Erhöhung 


der Grundsteuer: 



Außerdem sei der Bau der Windenergieanlagen zum Schutz des Klimas und zur Rettung der 


Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel notwendig. Der Bürgerentscheid ging mit einer Mehrheit 


von 5 % der abgegebenen Stimmen für die Verpachtung der städtischen Flächen aus. Die Einzelheiten 



Rückenwind Parteien können Sie sich ein Bild auf der Internetseite www.Rückenwind.info machen. 


Durch unser Engagement bei der Bürgerinitiative haben wir uns intensiver mit den Themen 


Klimaschutz, Energiepolitik und Windenergieanlagen beschäftigt. Dabei sind wir zu dem Ergebnis 


gekommen, dass die Politik in diesen Bereichen auf einem Irrweg ist und die gesamte Energiepolitik 


in Deutschland auf den Prüfstand gehört. 


Mit Interesse haben wir den Artikel des Bundestagsabgeordneten Detlef Seif Weltweiter 


Klimaschutz, aber richtig!“ im Rundblick Eifel am 4.6.2021 gelesen. Zutreffend geht er in dem Artikel 


davon aus, dass die derzeitige Klimaschutzpolitik die Energieversorgungssicherheit, die Preisstabilität 


und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen gefährdet. Ich zitiere: „Eine kopflose und 


rücksichtslose Politik, die als Primat nur noch den Klimaschutz im Blick hat, kann ihrerseits auch zu 


unverhältnismäßigen und völlig überflüssigen Eingriffen in die Umwelt führen.“ 


1.   Energieversorgungssicherheit: 


Es ist geplant, dass in den nächsten Jahren sukzessive die Kohlekraftwerke und die 


Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Die gesamte Energieversorgung (Strom, 


Verkehr, Industrie und private Gebäude) soll durch erneuerbare Energien erfolgen. Um dieses 


Ziel zu erreichen, soll die Anzahl der Windenergieanlagen in Deutschland vervielfacht werden. 


Dabei wird allerdings das Problem der fehlenden Grundlastfähigkeit der erneuerbaren Energien 


ausgeblendet. Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, kann keine ausreichende 


Energie produziert werden. In diesen Situationen muss der benötigte Strom entweder im 


Ausland zugekauft oder die Stromversorgung eingeschränkt werden. Welche Auswirkungen ein 


solches Szenario für die deutsche Wirtschaft und die privaten Haushalte haben würde, ist 


ungeklärt. Es gehört zur Verantwortung der Politik, durch notwendige Maßnahmen die 


Energieversorgungssicherheit in Deutschland auch in Zukunft sicherzustellen! Dies ist in § 1 des 


Energiewirtschaftsgesetzes geregelt: „Zweck des Gesetzes ist eine möglichst sichere, 


preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene 


Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität und Gas, die zunehmend auf erneuerbaren 


Energien beruht.“ 


2.   Preisstabilität 


Deutschland hat die höchsten Strompreise in der Welt. Wesentliche Ursache hierfür ist, dass die 


Kosten der erneuerbaren Energien vom Verbraucher über den Strompreis bezahlt werden 


müssen. Private Haushalte zahlten im europäischen Vergleich im Jahr 2019 mit knapp 30,9 


Cent/Kilowattstunde (kWh) den höchsten Preis für Strom (vgl. Bericht des Bundesrechnungshofs 


vom 30.3.2021, Seite 32). Derartig hohe Strompreise wären allenfalls dann gerechtfertigt, wenn 


durch den Ausbau der erneuerbaren Energien die Versorgungssicherheit in Deutschland 


gewährleistet wäre. Dies ist jedoch nicht der Fall! 


3.   Klimaschutz 

Wenn man die aktuelle Diskussion zum Klimaschutz verfolgt, hat man den Eindruck, als ob der 


Schutz des Klimas Vorrang vor der Gesundheit der Menschen und Tiere, Vorrang vor dem Natur- 


und Umweltschutz und Vorrang vor der Stabilität der Wirtschaft hat. Nur wenn so schnell wie 


möglich so viele Windenergieanlagen wie möglich in Deutschland  egal wo - gebaut werden, 


kann das Weltklima gerettet werden. Der Schutz des Klimas wird als Totschlagargument 


missbraucht! 


In seinem Artikel kommt Herr Seif zu dem richtigen Ergebnis, dass der Klimaschutz ein weltweites 


Problem darstellt und nicht allein in Deutschland gelöst werden kann. Der nationale Ausstoß an 


Treibhausgasen liegt in Deutschland bei ca. zwei Prozent des weltweiten Ausstoßes. Vor diesem 


Hintergrund halten wir den ungebremsten Ausbau der Windenergieanlagen in Deutschland - 


unter anderem auch in den Wäldern in den deutschen Mittelgebirgen - für unverantwortlich. 


4.   Förderung der Windindustrie in Deutschland 


Wir haben uns gefragt, warum zurzeit fünf Projektierer Windenergieanlagen in den Nöthener 


Wald bauen wollen. Die Antwort ist ganz einfach: 


Der Bau und der nachfolgende Betrieb einer Windenergieanlage verspricht hohe Gewinne ohne 


wirtschaftliches Risiko für die nächsten 20 Jahre. Die Kosten werden vom Stromverbraucher und 


Steuerzahler aufgebracht. Mit den Windenergieanlagen verdient man so viel Geld, weil die mit 


Wind erzeugte Energie gemäß dem Gesetz über erneuerbare Energien Vorrang vor dem mit 


konventionellen Kraftwerken produzierten Strom hat und das EEG eine Vergütung durch den 


Staat garantiert. Selbst wenn die Windenergieanlagen-Betreiber wegen Überproduktion den 


Strom nicht in das Energienetz einleiten können, kann ein Entschädigungsanspruch entstehen. 


Dieses Phänomen nennt man Phantomstrom. Es wird auch jener Strom, der wegen örtlicher 


Netzüberlastung nicht abgenommen und eingespeist werden kann, den 


Windenergieanlagenbetreibern mit 95 % der Umlage bezahlt. Die Zahlungen für diesen 


Phantomstrom betrugen im Jahre 2019 nach unseren Informationen 1,2 Milliarden €. 


Das alles könnte man noch verstehen, wenn durch den Bau und den Betrieb der 


Windenergieanlagen die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet würde. Dies ist -wie 


oben dargelegt - jedoch nicht der Fall. 


5.   Die Politik der großen Koalition in dieser Legislaturperiode 


Allerdings steht die Bewertung von Herrn Seif in dem Artikel im Rundblick Eifel im krassen 


Gegensatz zur Energiepolitik der Bundesregierung und zu den in dieser Legislaturperiode 


verabschiedeten Gesetzen. Diese Gesetze zielen darauf ab, den Ausbau der erneuerbaren 


Energien und insbesondere der Windkraft in Deutschland ohne Rücksicht auf Verluste 


voranzutreiben. 


Besonders erschreckend finden wir es, dass es gerade auch CDU-Politiker in der Bundesregierung 


gewesen sind, die der Windkraftlobby auf den Leim gegangen sind! Ihnen ist bekannt ist, dass 


folgende Gesetzesänderungen von der großen Koalition in dieser Legislaturperiode umgesetzt 


worden sind: 


Der neue § 63 BImSchG lässt die aufschiebende Wirkung eines Widerspruches und einer 


Anfechtungsklage eines Dritten gegen die Genehmigung von Windenergieanlagen entfallen. 


Dadurch kann der Bau von Windenergieanlagen vorangetrieben werden, bevor rechtskräftig 


feststeht, ob die Genehmigung rechtmäßig ist. Dadurch werden vollendete Tatsachen 

geschaffen, bevor über die Rechtmäßigkeit eines Vorhabens entschieden ist. 


Der § 48 VwGO wurde geändert, sodass die Zuständigkeit des Verwaltungsgerichts in erster 


Instanz entfällt und das Oberverwaltungsgericht in erster Instanz sachlich zuständig ist für die 


Errichtung, den Betrieb und die Änderung von Anlagen zur Nutzung von Windenergie an Land mit 


einer Gesamthöhe von mehr als 50 Metern. Dies ist eine gravierende Einschränkung des 


Rechtsschutzes der Bürger und der Naturschutzinitiativen gegen den Bau von 


Windenergieanlagen. 


Das Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG 2021) 


sieht in § 36k eine finanzielle Beteiligung von Kommunen am Ertrag von Windenergieanlagen von 


insgesamt 0,2 Cent pro Kilowattstunde ohne Gegenleistung vor. Die Kosten werden dann vom 


Netzbetreiber erstattet und damit auf die Allgemeinheit umgelegt! Pikant: Im Gesetz wird 


ausdrücklich festgehalten, dass sich die beteiligten Personen nicht wegen Vorteilsannahme, 


Bestechlichkeit, Vorteilsgewährung und Bestechung strafbar machen! Die Kommunen werden 


also mit Geld gefügig gemacht, dem Bau von Windenergieanlagen zuzustimmen und die Kosten 


werden auf den Stromverbraucher umgelegt! 


Uns interessiert, wie Sie zu diesem Gesetzesänderungen stehen und wie diese 


Gesetzesänderungen mit dem Rechtsstaatsprinzip in Einklang zu bringen sind. Sind Sie der 


Ansicht, dass diese Gesetze sinnvoll sind und unverändert fortbestehen sollen? 


 

Im Hinblick auf den anstehenden Bundestagswahlkampf interessiert uns, wie Sie und die CDU 


Deutschland die nachfolgenden Fragen beantworten: 


 

1.)  Wie stehen Sie und die CDU Deutschland zum Ausbau der Windenergie in Deutschland? 


2.)  Befürworten Sie und die CDU Deutschland den Bau von Windindustrieanlagen im Wald in 


den deutschen Mittelgebirgen? 


3.)  Was sagen Sie und die CDU Deutschland dazu, dass sich inzwischen in Deutschland Hunderte 


von Bürgerinitiativen gegründet haben, die gegen den ungebremsten Ausbau der Windenergie 


protestieren? 


4.)  Wie soll nach Ihrer Auffassung und nach Meinung der CDU Deutschland die 


Energieversorgungssicherheit in Deutschland in den nächsten Jahren sichergestellt werden, wenn 


sämtliche konventionellen Kohle- und Kernkraftwerke abgeschaltet werden? 


5.)  Wie wollen Sie und die CDU Deutschland in den nächsten Jahren das Problem der „fehlenden 

Grundlastfähigkeit“ der erneuerbaren Energien lösen? 


6.)  Halten Sie und die CDU Deutschland es für richtig, dass der mit Wind erzeugten Energie 


gemäß dem Gesetz über erneuerbare Energien Vorrang vor dem mit konventionellen 


Kraftwerken (Kohle- und Atomkraftwerke) produzierten Strom eingeräumt wird und das EEG eine 


Vergütung über die EEG-Umlage durch den Staat garantiert. 


7.)  Halten Sie und die CDU Deutschland es für richtig, dass die Windenergieanlagenbetreiber 


einen Entschädigungsanspruch haben, wenn sie bei Überproduktion den produzierten Strom 


nicht in das Energienetz einleiten können? 


8.)  Ist Ihnen und der CDU Deutschland das Phänomen des Phantomstroms bekannt und halten 


Sie diesen Weg für richtig?  



Zum Abschluss: 


Während des Wahlkampfs für den Bürgerentscheid in Bad Münstereifel hat sich gezeigt, dass den 


Bürgern Angst gemacht wurde, dass ohne den Ausbau der Windenergie die Zukunft der Kinder 


und Enkel auf diesem Planeten gefährdet sei. Dies war eine üble Demagogie, die allerdings auch 


im Bundestagswahlkampf von einigen Parteien und den FFF Aktivisten propagiert wird. Dieser 


moralisierenden Argumentation muss entschieden entgegengetreten werden! 


Die Politik hat die Verantwortung nicht allein für das Klima, sondern insbesondere für das 


Wohlergehen der Bürger in diesem Land. Wenn die Probleme von der CDU nicht offen 


angesprochen und diskutiert werden, sehen wir die Gefahr, dass die AfD das Thema weiterhin 


besetzt und davon profitieren wird. 


Wir würden uns über eine kurzfristige Antwort freuen, die wir dann veröffentlichen werden! 


Weitere Informationen zu unserer Bürgerinitiative finden Sie unter https://www.gegenwind- 



Für die Bürgerinitiative „Gegenwind in Bad Münstereifel“: 


Dr. Martin Solbach, Markus Roggendorf, Thomas Schmitz, Helmut Müller, Marion Pitsch, Stefan 


Sampels, c/o Reinhold Nelles, Nöthener Straße 78, 53902 Bad Münstereifel 

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