Donnerstag, 26. Juli 2018

Die Energiewende in Deutschland - Konsens oder Kontroverse?


Ein Unterschied zwischen „öffentlicher Meinung“ und „veröffentlichter Meinung“.
Rund um Energie und Klima gibt es leider ein wildes Durcheinander von hehren Zielen, politischen Maßnahmen, schwer nachprüfbaren Behauptungen, sogenannten Studien, gutem Glauben, der Macht des Geldes, der Macht der Medien …
… und mittendrin die Bürger, die alle die Zeche zahlen müssen, aber von denen auch einige heftig protestieren! … Ja warum das denn?
„Den Menschen, die sich in den Bürgerinitiativen engagieren, werden solche Zusammenhänge häufig bewusst, weil die persönliche Betroffenheit sie dazu bringt, sich mit den Dingen intensiv zu befassen. Diejenigen, die nicht direkt betroffen sind – weil sie beispielsweise in großen Städten wohnen – haben nicht die Anreize, das zu tun, und eigentlich sollten sie es auch nicht tun müssen. Denn dafür gibt es ja die Medien, die Dinge recherchieren, analysieren und dann ausgewogen und fair berichten.“
So jedenfalls endet die Lagebeschreibung eines unaufgeregten Wissenschaftlers, die im vorigen Herbst erschien. Weiter unten im Interview im April 2018 geht er noch weiter.
Der Magdeburger Umweltökonom Prof. Joachim Weimann hält die Protestbewegung gegen Windenergie für politisch unterschätzt und die Gefahren der Windkraft in der Öffentlichkeit unzureichend wahrgenommen. Lesen Sie selber hier:
  1. Der verschwiegene Protest - 18.09.2017, ca. 3 Seiten lang
    https://background.tagesspiegel.de/der-verschwiegene-protest/
Prof. Dr. Joachim Weimann ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

  1. Gegner großer Windräder werden von der Politik nicht gehört und ernst genommen. Im MAZ-Interview vom April 2018 sagt Prof. Joachim Weimann, warum das so ist und warum es falsch ist.
    http://www.maz-online.de/Brandenburg/Professor-fuer-Umweltoekonomik-Joachim-Weimann-im-Interview-Bewegung-der-Windkraft-Gegner-wird-diffamiert
"In Politik und Öffentlichkeit gibt es ein großes Unverständnis darüber, wie der Energiemarkt funktioniert."
… sagt auch Prof. Axel Ockenfels von der Uni Köln. wohl der bekannteste deutsche Nachwuchs-Wissenschaftler seines Fachs.

Mittwoch, 18. Juli 2018

Regionalbündnis übt Kritik am Landesentwicklungsplan



Übergabe der Stellungnahme an NRW Wirtschaftsminister Prof. Dr. Pinkwart



Eigentlich sollte der neue Landesentwicklungsplan den Kommunen bei der Windenergie mehr Planungssicherheit geben und den betroffenen Bürgern mehr Schutz durch größere Abstände. Auch der Wald galt als Tabuzone, so zumindest hieß es im Herbst vergangenen Jahres nach der Landtagswahl und im Bundestagswahlkampf, in dem das Thema in den ländlichen Regionen Nordrhein-Westfalens ebenfalls eine große Rolle spielte und weiterhin spielt.

„Wir sind der neuen Landesregierung einerseits dankbar, dass sie das Thema umgehend angegangen ist und die MIndestflächenvorgaben gestrichen und das neune Schallberechnungsverfahren eingeführt hat,“ so Heiner Brinkmann, Vorsitzender des Regionalbündnisses Windvernunft, Paderborn, das die Interessen zahlreicher Bürgerinitiativen in der Region OWL-Sauerland bündelt und deren Interessen politisch vertritt. „Viele unserer Mitstreiter im Land sind sich sicher, dass die Aussagen der CDU und FDP zum maßvollen Umgang mit dem Ausbau der Windkraft zu dem knappen Wahlsieg mit Einstimmenmehrheit im Düsseldorfer Landtag geführt hat. Entsprechend hoch ist die Erwartung vieler Mitbürger nicht nur in unserer Region. Doch die Politik liefert nicht.“

Dabei hatte sich die Landespolitik in einem gemeinsamen Antrag der CDU und FDP – Fraktionen im September letzten Jahres zum Ziel gesetzt: den „Windenergieausbau wieder in geordnete Bahnen zu lenken und die Akzeptanz für die Windenergie wieder zu sichern“. Dieses sollte so umgesetzt werden, dass die Kommunen in ihrer Planungshoheit gestärkt und die Privilegierung der Windenergieerzeugung im Wald aufgehoben wird. Daneben soll die bedarfsgerechte Befeuerung verpflichtend gemacht und ein Repowering ermöglicht werden, bei dem die Zahl der Anlagen beschränkt und die Zahl der Altanlagen verringert wird.“

„Von alledem ist im Entwurf des neuen LEP nichts zu finden“, so Hubertus Nolte, Sprecher des Regionalbündnisses, „das Ergebnis ist enttäuschend. Wir sind es gewohnt, dass unsere Vorschläge, die wir in den letzten Jahren in unterschiedlichste Verfahren in der Region oder im Land und Bund eingebracht haben, ohne Berücksichtigung geblieben sind. Aber nun hält man sich nichtmals an die eigenen politischen Beschlüsse, das ist schon bitter.“

Das Regionalbündnis hat daher umfangreich Stellung zum Entwurf des LEP genommen, in der auch die vorgenannten Beschlüsse und Wahlkampfaussagen nochmals aufgegriffen wurden.

Auf Vermittlung unseres heimischen Landtagsabgeordneten Bernhard Hoppe-Biermeyer konnte die Stellungnahme fristgerecht dem zuständigen Wirtschaftsminister Prof. Dr. Pinkwart vor wenigen Tagen im Landtag in Düsseldorf übergeben werden.





Übergabe der Stellungnahme an Prof. Dr. Pinkwart: (v.l.) Hubertus Nolte, Bernhard Hoppe-Biermeyer, Minister Pinkwart, Heiner Brinkmann, Willi Büngeler, Willi Schmidt (Landesbündnis Vernunftwende)

Dabei nahm sich der Minister auch Zeit zur Diskussion. Den beteiligten Politikern und Vertretern der Bürgerinitiativen war dabei bekannt, dass so manches Ziel, wie eine rechtssichere 1500 m - Abstandsregelung, nur auf Bundesebene geschaffen werden kann. Minister Pinkwart verwies dabei auf die bereits begonnen Aktivitäten zu einer entsprechenden Bundesratsinitiative.


„Die Einführung einer verbindlichen Regelung zur bedarfsgerechten Befeuerung – das Dauerblinken ist eines der Hauptärgernisse -  oder eindeutige Regelungen zum Repowering können unabhängig von einer Bundesgesetzgebung von der Landesregierung beschlossen werden“, so Hubertus Nolte weiter, “es kann nicht sein, das man dort, wo die Menschen bereits seit Jahren mit dem Windenergieanlagenbetrieb vor ihrer Haustür belästigt sind, neue Abstandsregelungen o.ä. außen vorlassen will, zum Vorteil der ohnehin begünstigen Anlagenbetreiber, aber zum Nachteil der Anwohner. Gerade hier im Kreis Paderborn mit über 500 Windenergieanlagen, die teilweise viel zu nah an die Orte gebaut wurden, wären unsere Mitbürger damit doppelt betroffen und werden so zu Menschen 2. Klasse degradiert, das darf nicht sein!“



Diese Forderung unterstützte auch Bernhard Hoppe-Biermeyer und lud den Minister in seinen Wahlkreis ein, um sich ein Bild von der besonderen Situation im Kreis Paderborn zu machen. Der Minister konnte sich einen Termin bereits im Herbst vorstellen.

Das Regionalbündnis sucht seit Jahren den sachlichen Dialog in der Auseinandersetzung zu einem vernünftigen Ausbau der Erneuerbaren Energien in unserer Region. „Das Gespräch mit unserem Landtagsabgeordneten und dem neuen Wirtschaftsminister zeugt von einer anderen Qualität im Umgang mit den Anliegen der Bürgerinitiativen, was wir von der alten Landesregierung so nicht erfahren haben“ zeigt sich Heiner Brinkmann zuversichtlich, hier nun doch etwas bewegen zu können, „andernfalls werden die betroffenen Bürger den Weg der juristischen Auseinandersetzung und zu politischen Alternativen suchen.“



18.07.2018 – Hubertus Nolte