Wolfgang Prabel, Ingenieur
Planwirtschaft wie beim Pharao
Die deutschen Windkraftanlagen und die ägyptischen Pyramiden haben
einiges gemein. Zum Beispiel die Höhe. Aber auch die gigantische
Verschwendung von Ressourcen beim Bau.
Pyramiden und Windkraftanlagen dienten oder dienen der
baulichen Verkörperung einer religiösen Überzeugung. Die Pharaonen
glaubten mit Hilfe der Pyramiden in den Himmel fahren zu können und
ewig zu leben. Bundeskanzler Angela Merkel glaubt mit Windmühlen das
Weltklima zu retten. Beide Überzeugungen halten einer wissenschaftlichen
Betrachtung nicht stand.
Gemeinsam ist Pyramiden und Windkraftanlagen auch der Gigantismus
und die menschliche Hybris. An der Cheops-Pyramide mußten etwa 10.000
Leute 20 Jahre lang sechs Tage in der Woche arbeiten, Wenn wir den
heutigen Mindestlohn von 8,50 € ansetzen, sind 0,68 Mio € am Tag verbaut
worden, und das 6.240 Tage lang. Macht 4,2 Milliarden € für eine
Pyramide. Davon wurden im Alten Reich mehrere gebaut mit dem Ergebnis,
daß das Reich zerfiel. Die genaueren Umstände sind unbekannt, wir
dürfen jedoch vermuten, daß der immense Aufwand des Pyramidenbaus das
Land schwer belastet hat. Deutschland wird durch die Windkraftbauten auf
Dauer genauso ruiniert werden.
Die größte Pyramide in Giseh war 146 m hoch. Das ist für viele Windkraftanlagen (WKA) heute gerade mal die Nabenhöhe.
Der Gigantismus in Zahlen: In den 1990er Jahren übertraf der
Rotordurchmesser der Windkraftanlagen selten 50 Meter. 2014 betrug der
durchschnittliche Rotordurchmesser schon 99 m und die durchschnittliche
Nabenhöhe 116 m. Die größten Rotoren von WKA haben inzwischen bis 170 m
Durchmesser, was fast dem Aufstandsmaß der Cheops-Pyramide entspricht.
Eine der heutigen Serienanlagen ist die E-126 mit einer Nabenhöhe
von 135 m auf einem Stahlbetonturm mit 2.800 t Gewicht. Der Durchmesser
des Turms beträgt am Schaft 16,5 m, die Gesamthöhe fast 200 m. Nabe und
Flügel wiegen noch einmal 320 Tonnen und das Fundament 3.500 Tonnen.
Kostenpunkt nach Angabe des Herstellers: 11 Millionen Euro. Die Anlage
produziert nach Herstellerangabe zwischen 15-18 Mio. kWh Energie pro
Jahr.
Auf Wikipedia haben selbsternannte Experten die Energierücklaufzeit
(energetische Amortisationszeit) berechnet. Diese Größe beschreibt die
Zeit, die vergeht, bis ein Kraftwerk genauso viel Energie erzeugt hat,
wie zu dessen Produktion, Transport, Errichtung, Betrieb usw. benötigt
wurde. Die Energierücklaufzeit betrüge bei Windkraftanlagen etwa drei
bis sieben Monate und läge auch nach konservativen Schätzungen deutlich
unter einem Jahr, so die Wiki-Autoren.
In Stahl sind 3,6 kWh/kg Primärenergie enthalten, in hocharmiertem
Stahlbeton etwa 1 kWh/kg. Bei der Herstellung von 3.120 t Stahl sind
also 3.120.000 kg x 3,6 kWh = 11,2 Mio kWh verbraucht worden, für das
Fundament noch einmal 3,5 Mio kg x 1 kWh = 3,5 Mio kWh. Die Montage und
der Transport zum Bauplatz sind darin nicht enthalten. Auch der
Energieaufwand für 20 Jahre Instandhaltung und Wartung nicht. Der
Aufwand für die Elektroausrüstung einschließlich der Kupferkabel und
ggf. von neodymhaltigen Magneten blieb ebenfalls unberücksichtigt.
Zusammen also 14,7 Mio kWh nur für Stahl und Stahlbeton. Zur Erinnerung
die jährliche Energieausbeute betrug 15 bis 18 Mio kWh. Mit einem stark
verkürzten Aufwand sind die Wikipedia-Autoren offensichtlich in den
Vergleich gegangen und haben ihre olympisch schnelle Energierücklaufzeit
errechnet. Wikipedia muß bei manchen Einträgen darum kämpfen nicht zu
Wikilügi zu werden.
Was ist nun wirklich los? Nehmen wir mal an, daß die
Herstellerangabe zur Energieausbeute von bis zu 18 Mio. kWh jährlich
stimmt. Multipliziert mit dem Preis einer kWh für den Privatkunden
ergibt sich ein Erlös von 18 Mio. kWh x 0,30 € /kWh = 5,4 Mio €. In zwei
Jahren hätte die Anlage ihr Geld verdient (11 Mio / 5,4 Mio = 2), so
der erste Überschlag - eine Milchmädchenrechnung.
Wie kann es kommen, daß die Energierücklaufzeit weniger als ein
Jahr dauert, die wirtschaftliche Amortisation zwei Jahre? Das ist in
einer Marktwirtschaft ungewöhnlich, weil Energieaufwand und Kosten wie
siamesische Zwillinge miteinander verwachsen sind. Aber wir leben ja in
einer ausgeprägten Planwirtschaft. Wenn der Energiepreis extrem
manipuliert wird, fallen Energierücklaufzeit und Amortisation stark
auseinander.
Wir werden sehen, daß auch zwei Jahre nicht ausreichen, um die
Anlage zu amortisieren. Es ist nämlich falsch, nur die
Herstellungskosten zu berücksichtigen. Berthold Hahn vom Institut für
Solare Energieversorgungstechnik in Kassel hat ausgerechnet, daß die
Instandhaltungskosten bis zu einem Drittel der Kosten der erstmaligen
Herstellung betragen. Zu den 11 Millionen müssen wir deshalb konservativ
geschätzt 3 Millionen € hinzurechnen, so daß die Bauwerkskosten über
die Lebenszykluszeit 14 Millionen betragen. Darin enthalten sind noch
keine Finanzierungskosten von Krediten und keine Nutzungsentgelte für
Land- und Forstwirte. Auch keine Kosten für Verwaltung und den
Anlagenwart, wie Berthold Hahn schreibt. Wenn man 14 Mio. € durch den
jährlichen Ertrag von 5,4 Mio. € teilt, so ergeben sich bereits 2,6
Jahre Amortisationszeit.
Nun sind die 30 Cent pro kWh natürlich ein fehlerhafter Ansatz für
den Energiepreis, weil darin mehr als 50 % Steuern und Umlagen enthalten
sind und weil er aus einem unwirtschaftlichen und nicht marktgerechten
vom Staat willkürlich festgelegten Strommix entsteht. Marktgerecht ist
nur der billigste Strom und das ist Kohlestrom. Ohne Zwang könnte man in
einer Marktwirtschaft nämlich nur den billigsten Strom verkaufen. Von
ein paar Grünen, die aus religiösen Überzeugungen Ökostrom kaufen,
einmal abgesehen. Kohlestrom kostet weniger als 4 Cent pro kWh. Also
noch einmal gerechnet:
18 Mio. kWh x 0,04 € /kWh = 0,72 Mio €. Da braucht es 19 Jahre, um
die Anlagekosten der WKA E-126 zu erwirtschaften. Zum Vergleich: Die
betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer von WKA in den AfA-Tabellen des
Bundesministeriums der Finanzen beträgt 16 Jahre.
Wieviel Windstrom zur Unzeit anfällt, weiß keiner ganz genau. Am
30.03.2015 sind sturmbedingt von 0 bis 5 Uhr 160.000 MWh (das sind 160
Millionen kWh) Windenergie erzeugt worden sind, die den Energiepreis auf
bis zu minus 20 € pro MWh gedrückt haben, weil fast niemand den Strom
zur Unzeit brauchen konnte. Der Energie mußten noch 2,69 Mio €
hinterhergeworfen werden, daß sich freundlicherweise Verbraucher fanden.
Das muß doch auch eingepreist werden?
Wenn man mal annimmt, daß 10 % des Windstroms im wirtschaftlichen
Sinn Müllstrom sind, so reduziert sich der Wert der Windenergie noch
einmal.
18 Mio. kWh x 0,04 € /kWh = 0,72 Mio € x 0,9 = 0,65 Mio €. Da braucht es 21,5 Jahre, um die Anlagenkosten zu erwirtschaften. Für 20 Jahre sind die Anlagen von den Herstellern in der Regel konzipiert.
18 Mio. kWh x 0,04 € /kWh = 0,72 Mio € x 0,9 = 0,65 Mio €. Da braucht es 21,5 Jahre, um die Anlagenkosten zu erwirtschaften. Für 20 Jahre sind die Anlagen von den Herstellern in der Regel konzipiert.
Zugegeben, das sind alles Überschläge. Keine der Zahlen, von den
Herstellungskosten und der Energieausbeute angefangen ist auf
Steintafeln gemeißelt. Über alle Ansätze darf und sollte man auch
streiten. Es ist angesichts der entstehenden Kosten für den Windstrom
und die Netze jedoch höchste Zeit zu streiten und zu hinterfragen. Denn
Wissenschaft ist systematisches Erkennen und nicht systematischer
Selbstbetrug.