Montag, 28. März 2022

Warum ein überhasteter und von allen Hemmnissen befreiter Ausbau der Windenergie keine Lösung der aktuellen Energiekrise ist.

Ein kritischer Beitrag von
 
Prof.Dr. Werner Mathys, RA Thomas Mock und Dr.Wolfgang Epple
 
1. Der geplante stark forcierte Ausbau von Windanlagen wäre technisch nur sinnvoll,
wenn genügend Netze auf allen Spannungsebenen vorhanden sind, um den Strom zu den
Verbrauchern zu transportieren. Das ist aber heute und für die nächsten Jahre nicht der Fall.
Der Netzausbau, auch der HGÜ, liegt weit hinter allen Zielen zurück.
 
Es sollen also Windanlagen gebaut werden, für deren Strom die Netze fehlen,
was die Windanlagen und das EE-System massiv ineffizient und extrem teuer macht und
nur Geld in die Kassen der Projektierer spült.

 
2. Überschussstrom kann nicht sinnvoll genutzt werden. Er muss verklappt werden oder
die Anlagen müssen bei voller Kostenerstattung (EEG §§12, 13) für die Betreiber
abgeregelt werden. Die Netzbetreiber müssen mit Milliardenkosten für den Verbraucher
immer mehr in die Steuerung der Systeme eingreifen (Redispatch).
 
3. Durch die im EEG, Anhang 2 Nr.7.1 a) - d) iVm 7.2, geregelte großzügige Erstattung,
auch wenn kein Strom eingespeist werden kann, oder aus artenschutzrechtlichen oder
Lärmgründen Anlagen abgeregelt oder abgeschaltet werden müssen, fehlt jeder Anreiz
für einen angebotsorientierten sinnvollen und naturverträglichen Ausbau
. Auch die für
einen optimalen Stromertrag viel zu dichte Bebauung der Anlagen, wodurch sie sich
gegenseitig bis zu 30% Wind wegnehmen, wird durch die Subventionierung im EEG
so ausgeglichen, als ob sie 100% produziert hätten. Die Regelungen im EEG sind ein
„rundum Wohlfühlpaket“ für die Betreiber, die deshalb überall Windanlagen bauen
wollen, weil sie in jedem Fall - ob Strom eingespeist wird oder nicht oder dieser sinnvoll
verwertet werden kann - eine 100% Vergütungen gemäß EEG bekommen.
 
4. Die Bürger werden durch dieses unsolidarische, unsoziale und offensichtlich nur auf
Finanzinteressen beruhende System, das völlig unwirtschaftlich ist und keine
Versorgungssicherheit schafft, missbraucht.
 
EIN IN DIESER WEISE EINSEITIG VERBRAUCHER UND BÜRGERSCHAFT
FINANZIELL BELASTENDES SYSTEM IST ABZULEHNEN.

 
5. 100% - Versorgung mit EE ist nicht möglich: Erstens, da Windanlagen die
50Hz-Frequenz der Netze nicht sichern können und zweitens wegen der
hohen Wetter und Jahreszeit bedingten Volatilität der EE. Es müsste das
Vielfache an Leistung installiert werden, um über einen Überschuss unter
Inkaufnahme der Umwandlungsverluste im Speicher (ein/ausspeichern)
ausreichend Strom für Dunkelflauten zu haben. Dafür aber gibt es in D nicht
genug Flächen.
 

6. Ein großer Anteil der Energieversorgung wird deshalb Wasserstoff sein.
Dieser Wasserstoff wird aber aus dem Ausland kommen müssen, weil er
in D nicht wirtschaftlich hergestellt werden kann.
Das wird D zusätzlich bzw. weiterhin stark abhängig von Energieimporten
aus dem Ausland machen.
 
7. Selbst eine theoretisch rechnerische 100%-Versorgungmit Erneuerbaren
Energien wäre nur unter grundsätzlicher Importabhängigkeit von Produkten,
Rohstoffen und Energie auch aus politisch unsicheren und
undemokratischen / autokratischen Ländern möglich.

Die EE machen energiepolitisch absolut nicht unabhängig, sondern
verlagern nur die Abhängigkeiten in hohem Maße, insbesondere nach China.
 
8. Wegen des hohen Materialbedarfes der großen Windräder (bis zu 7.000t pro Anlage),
insbesondere an Stahl, Gusseisen, dem besonders klimafeindlichem Beton- und
Carbonverbundstoffen, sind kurzfristig keine Kapazitätserhöhungen bei der
Produktion möglich. So sind z.B. die Gießereien in ganz Europa bereits völlig ausgelastet.
Der Materialbedarf steht in Konkurrenz mit anderen essentiellen Fertigungsprozessen.
Allein dadurch werden dem geplanten Ausbau Grenzen gesetzt. Die Planungen zur
Ver-X-fachung der Windkraft lassen sich kurzfristig allein aus diesen Gründen der
Knappheit nicht verwirklichen.
 

9. Die schändliche Ausnutzung des ebenso schändlichen Überfall-Krieges gegen die
Ukraine durch die EE-Branche, um ihre Profitinteressen mit dem nicht haltbaren
Versprechen einer Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern oder
gar Erreichen von Energieautarkie durchzusetzen, ist verwerflich und wird aufs
Schärfste kritisiert.

 
10. Wegen auch noch in Jahren fehlender und auch bezahlbarer Speicher sind auch
in Zukunft konventionelle Kraftwerke als Backup-System unverzichtbar. Diese
müssen in der Lage sein, den gesamten Stromverbrauch zu decken, wenn der
Wind nicht weht und/oder die Sonne nicht scheint. Die Notwendigkeit eines
Backupsystems führt zur enormen Verteuerung elektrischer Energie.
 
11. Windkraft ist keine kurzfristige Lösung der aktuellen Krise.
Dies ist eine Illusion, ein reiner Marketing Gag der Windlobby.

 
12. Die angestrebte Einstufung der Windkraft als „Wesentlicher Faktor für die
nationale Sicherheit“ oder im „Überragenden öffentlichen Interesse“ soll das
rechtsstaatlich verankerte Prinzip der Güterabwägung aushebeln. Der geplante
absolute Vorrang der Erneuerbaren Energien gegen andere grundgesetzliche
Rechtsgüter bis zur Erreichung einer fiktiven „Klimaneutralität“, namentlich der
Vorrang gegen die Rechtsgüter körperliche Unversehrtheit und Schutz der Natur
und der Tiere (Art.2 GG und Art. 20 a GG), verstößt gegen die Verfassung und
begrenzt in Folge auf breiter Ebene Rechte und Entwicklungsmöglichkeiten
jetziger und künftiger Generationen.
Der eintretende Mangel ergebnisoffener Güterabwägung belastet einseitig die
gesundheitliche und finanzielle Grundlage der Landbevölkerung. Neben der Einengung
der verfassungsmäßigen Rechte der Bürger sollen alle vorhandenen Restriktionen
zum Artenschutz und Gesundheitsschutz - bis zur Inkaufnahme von Rechtskonflikten
auf europäische Ebene - beseitigt werden.
Offensichtlich soll durch Worte ersetzt werden, was Windanlagen physikalisch nicht
leisten können, durch eine Art "Neusprech" wie in George Orwells "1984".
Wir Bürger lehnen diese nur Lobbyinteressen dienende Einordnung der Windkraft als
Objekt der öffentlichen Sicherheit und als im öffentlichen Interesse liegend entschieden ab.   
 
 
13. Der Naturschutz und alle Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität – ein zentrales Ziel der EU –
bleiben komplett auf der Strecke. Jahrzehntelange Naturschutzarbeit wird zunichte gemacht.
Die einseitige und rücksichtslose Priorisierung der EE, besonders der Windkraft,
verstößt dabei nicht nur gegen die Biodiversitätsstrategie der EU, sondern gravierend
auch gegen die gemeinsame Empfehlung von IPCC und IPBES, Klimaschutz und Schutz
der Natur zumindest gleichrangig zu betrachten. Die auch durch Ausbau der EE
verursachte Gefährdung der Biodiversität bedeutet gegenüber dem Klimawandel die
größere Bedrohung für die Weltgemeinschaft.

 
14. Im Namen des als alternativlos dargestellten Windkraft-Tsunami sollen aber nicht nur
Landschaften, Biodiversität und Natur geopfert werden, sondern auch die Gesundheit von
Menschen und Tieren, da immer lauter eine Abkehr selbst von geringsten Abstandsregeln
gefordert wird.
 
Eine vom PIK verantwortete Studie ergab, dass eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde
oder der Bürger nur 1% der Betroffenen bewegen würde, ihre kritische Meinung gegenüber
großtechnischen Windindustrieanlagen zu ändern. Sie würden aus Überzeugung Natur und
Landschaft nicht hergeben wollen, erst recht nicht gegen Geld. Es sind die als „Nimbys“
verunglimpften kritischen Bürger, die sich vor Ort um ihre Heimat, ihre Natur und die Zukunft
ihrer Kinder kümmern und die Rolle der erkennbar mit der Windkraftindustrie paktierenden,
ehemals dem Naturschutz verpflichteten Umweltorganisationen einnehmen und ersetzen.
 
15. Es wird ein angeblich alternativloses Energiesystem gefördert, dass dem Zieldreieck
Wirtschaftlichkeit (Bezahlbarkeit), Umweltverträglichkeit und Versorgungssicherheit in keinem
Punkt entspricht, aber auf dauerhafte Subventionen angewiesen bleibt.
 
16. Ein von allen Hemmnissen befreiter und unkontrollierter Tsunami-gleicher Ausbau der
Windkraft wird Deutschland in eine Industrielandschaft verwanden, aber weder Versorgungssicherheit
 garantieren können noch die weitere Nutzung fossiler Kraftwerke verhindern.  
Ein solcher entfesselter Ausbau ist nicht nur unnötig, sondern schlicht der falsche Weg –
auch in Hinblick auf den Klimaschutz.

 
17. Die aufgezählten Kritikpunkte an einseitiger überhasteter Priorisierung der EE, speziell der
Windkraft, führen zu weitreichenden gesellschaftlichen Verwerfungen. Um die Natur zu schonen
und den sozialen Frieden zu bewahren, ist Deutschland als hochentwickeltes Industrie- und
Technologieland gefordert, ohne Tabus nach umwelterhaltenden Wegen zu suchen,
die Energieversorgung unter Berücksichtigung heimischer Quellen kurz-, mittel- und langfristig
zu bewerkstelligen. Dazu muss auch die kurzfristige Nutzung der Braunkohle und Bereitstellung
ausgereifter Kraftwerkstechnik mit CO2-Abscheidung erwogen werden, wenn auf absehbare Zeit
eigene Vorkommen gegen Kohle-Import oder gegen eine ohnehin stattfindende oder drohende
Verdrängung von Gas nach dem Merit-Order Prinzip abgewogen werden muss. Ein Weiterbetrieb
der noch vorhandenen sicheren Kernkraftwerke und mittelfristig die Berücksichtigung der
zukunftsträchtigen Kernkraft der „vierten Generation“ ist aus den gezeigten Gründen der absoluten
Flächenknappheit und Flächenkonkurrenz der EE mit Naturschutz und Ernährungssicherung zu
ermöglichen. Die technologieoffene Einbeziehung neuer Entwicklungen muss sich auch auf weitere
Optionen wie CCS (Carbon Capture and Storage) erstrecken.
 
18. Alles, was Kosten senkt, mit der Natur in der Bilanz so schonend als möglich umgeht und
die Menschen gleichermaßen schont, muss ohne ideologische Scheuklappen geprüft und bei
erkennbaren Vorteilen verwirklicht werden.

 
Greven, Königswinter, Außernzell, 29.03.2022
www.gegenwind-greven.de










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