Mittwoch, 17. April 2024

Wie ein Windrad bis zu 600.000 Euro Steuergeld pro Jahr wegbläst

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17.04.2024 Julius Böhm

Fünf Windmühlen pro Tag hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versprochen: Zwar kommt die Bundesregierung bei ihrem eigenen Ziel nicht hinterher (2023 rund 25 Prozent unter dem Ziel), dennoch sollen auch in Süddeutschland mehr Windmühlen gebaut werden. Dabei sind die Beton- und Stahlkolosse gar nicht überall gleich rentabel.

Im Gegenteil: Weil im Süden vergleichsweise wenig Wind weht, müssen die Steuerzahler bis zu 600.000 Euro Steuergeld pro Windrad und Jahr zusätzlich zur Stromrechnung draufzahlen, wie Dr. Christoph Canne, Diplom-Chemiker und Sprecher der Bundesinitiative Vernunftkraft, ausgerechnet hat.
Dr. Christoph Canne ist Diplom-Chemiker, Diplom-Kaufmann und Pressesprecher der Bundesinitiative Vernunftkraft

Der Experte zu NIUS: „Die Physik lässt sich nicht überlisten, die Stromausbeute einer Windkraftanlage verändert sich mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit, heißt, ein Unterschied von 25 Prozent in der mittleren Windgeschwindigkeit zweier Standorte führt zu einem Unterschied in der Stromerzeugung von 58 Prozent.“

Damit sei klar, dass süddeutsche Windkraftanlagen gegenüber windreicheren Standorten kaum konkurrenzfähig sein können.

Einziger Ausweg: Subventionen.

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Drei Windräder mit 20 Jahren Förderdauer: 36 Millionen Euro Steuergeld on top

So ist es auch im Hofoldinger Forst, südlich von München. Weil dort der Wind so schwach weht, bekommen die Betreiber der drei Windmühlen nicht die üblichen 7,35 Cent pro Kilowattstunde Strom, sondern wegen des Schwachwind- und Regionalfaktors einen 55-prozentigen Aufschlag. „Wir bekommen also 11,31 Cent. Das sichert die Einnahmen und die Liquidität des Windparks für 20 Jahre“, zitiert der Merkur Martin Sterflinger, Geschäftsführer der Hofoldinger Forst GmbH.

Im NIUS Original „Im Schatten der Windräder“ kommen Mitglieder der Initiative „Gegenwind Altötting“ zu Wort, die gegen einen Windpark in einem Schwachwindgebiet in Bayern kämpfen.
Der durchschnittliche Großhandelspreis für die Kilowattstunde Strom lag in den vergangenen 6 Wochen bei rund 8,14 Cent – bereits hier entsteht eine Lücke von 3,1 Cent, die der Steuerzahler tragen muss. Doch damit nicht genug, wendet Energiewende-Experte Canne ein: „Sowohl Wind- als auch Solarstrom liefern nicht bedarfsgerecht. Insbesondere im Sommer 2023 haben wir viele Zeitpunkte gesehen, wo durch hohe Wind- und Solarproduktion die Preise immer öfter in Richtung Null oder sogar in den negativen Bereich gedrückt wurden.“

Denn: Wenn Wind weht, laufen ja alle Windmühlen und produzieren gleichzeitig große Mengen Strom, was den Preis verfallen lässt. Dasselbe gilt im Übrigen, wenn die Sonne scheint.

Deshalb erwartet der Experte den durchschnittlichen Windstrom-Preis deutlich unter dem Durchschnitt des Gesamtmarktes. Canne: „Im Zeitraum von Februar 2023 bis Februar 2024 betrug diese Differenz nach Daten der Übertragungsnetzbetreiber für Onshore Wind im Durchschnitt 1,45 Cent pro Kilowattstunde. Der Steuerzahler muss also dem Windkraftbetreiber nicht im Schnitt 3,1, sondern 4,6 Cent für jede im Hofoldinger Forst erzeugte Kilowattstunde Strom zuschießen.“

Hochgerechnet auf ein Jahr und eine optimistische Auslastung von 25 Prozent einer 6 Megawatt-Anlage entspricht das einem Steuerzuschuss von knapp 600.000 Euro. Auf die gesamte Förderdauer von 20 Jahren wächst die Summe auf 12 Millionen Euro an – pro Windmühle.
Experten erwarten noch höhere Kosten

Und dieser „Kannibalisierungs-Effekt“, wie Canne sagt, also dass Wind und Sonne den Strompreis gen Null drücken, wenn das Wetter alle Anlagen auf einmal anwirft, wird sich mit weiterem Zubau eher noch verstärken. So könnten die Summen, die der Steuerzahler zuschießen muss, weiter ansteigen.  

Dabei ist das Konto, das besagte Vergütung an die Betreiber von Windmühlen und Solar-Panels ausschüttet, bereits im Minus (NIUS berichtete). Und schon jetzt ist klar, dass die von der Bundesregierung vorgesehenen 10,6 Milliarden Euro, um den „Kannibalisierungs-Effekt“ von Erneuerbaren auszugleichen, hinten und vorne nicht reichen werden. Die Übertragungsnetzbetreiber gehen schon jetzt von rund 8 Milliarden Euro Mehraufwand aus, andere Experten erwarten noch höhere Kosten.

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