Montag, 15. April 2019

Das Gejammer um die Abstände bei Repowering.

Oder: Warum ist es KEIN Widerspruch, wenn Minister Pinkwart sagt,
1.       wir wollen in NRW den Windenergie-Ausbeute verdoppeln, und
2.       wir müssen zu größeren Abständen kommen?

Repowering beginnt mit der bangen Frage der Branche, ob die Standorte alter Anlagen "Bestandsschutz" mitbringen, oder ob die Ersatzanlagen eine neue, vollständige Genehmigungsprozedur durchlaufen müssen. So wie bisher in Reparaturfällen zu verfahren war bei "wesentlichen technischen Änderungen“. Insbesondere möchte man bei Standorten nahe an Wohngebieten natürlich aus Betreibersicht gern, dass eine neue Anlage den für sie bauarttypischen, viel größeren Schutzabstand lt. TA-Lärm im Falle von Repowering nicht einzuhalten braucht und auch keine nächtlichen Reduzierungen.

"Bestandsschutz" nach Baurecht?
- Das wäre so, als wenn bei Autoreparatur nicht ein 1:1 Austauschmotor, sondern ein modernerer eingebaut wird, und ich erwarte trotzdem, dass weder der TÜV neue Zulassungspapiere ausstellen muss noch Steuer und Versicherung sich ändern.
- Oder wenn ich mir ein neues, viel größer motorisiertes Auto in die Garage stelle und erwarte, dass „natürlich“ meine KfZ-Steuer und Versicherung nicht teurer wird, weil ich doch in derselben Garage bleibe.
Nein, die Genehmigungsverfahren für neu aufgestellte Anlagen beginnen stets von Grund auf neu, egal ob neuer Standort oder Repowering!

Aber man kann ja mal versuchen, ob mit Protest in den Medien und mit Vorwürfen an die Politik, vor allem aber mit dem Zauberwort Klimaschutz nicht doch was zu machen ist. Man baut also mit einer plausibel erscheinenden Überschlagsrechnung eine schlimme Nachricht, die es mühelos in die Medien schafft. Und die geht so:
„Mal vereinfachend angenommen, eine neue Anlage braucht einen mindestens doppelt so großen Schallschutz-Abstand wie eine alte Anlage. Dann wäre ja die Hälfte der bisherigen Fläche nicht nutzbar! – Oh oh, unsere Klimaziele!“
Diese Katastrophennachricht funktioniert sofort!

In den Medien kommt kein Wort darüber, dass die neuen Anlagen den rund 4-bis 6-fachen Stromertrag bringen im Vergleich zu den alten Anlagen, die repowert werden sollen (höhere Türme, längere Flügel usw. plus mehr Betriebsstunden bei allen Windarten). Sogar im Vergleich zu erst gerade 5 Jahre alten Anlagen verdoppelt sich der Ertrag immer noch (effizientere Technik, insbes. Flügel), wenn sie durch ganz neue ersetzt werden! Von ersten Fällen hört man schon.
Man könnte also ruhig „die Flächen“ um 50 % reduzieren (was gar keiner will!), es käme durch flächendeckendes Repowering immer noch mindestens das Doppelte an Strom aus Windenergie dazu!
Aber diese Behauptung, die Flächen würden durch empfohlene Abstandsregeln drastisch verringert, ist rundweg absichtliche Angstmache. Denn auch ohne solche Empfehlungen für die Planung von neuen Vorrangzonen gilt ja weiterhin der Schutzabstand nach TA-Lärm, und der ist anlagentypisch, d.h. für die neuen großen Anlagen weiter als für die alten kleinen.

Abgesehen davon verdreifacht sich bei dieser dreifach größeren Rotorfläche auch das Schredderrisiko für Vögel und Fledermäuse

So weit ins Detail kann der Fernsehzuschauer aber nicht denken, wenn im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in den Nachrichten der „Erklär-Professor“ Harald Lesch und der „Klimaforscher“ Mojib Latif ihre großen „Wahrheiten“ erzählen. Oder meinetwegen auch Greta Thunberg ihre Ängste.

Aus den zu Grunde liegenden Zahlen kann man wie üblich beliebig viele Stories machen.
- Eine dieser Stories verbreitet das UBA in der guten Absicht, die allgemeine Akzeptanz der Windenergie zu fördern.
- Eine andere Story macht die Branche daraus und bringt sie als schreckliche Erkenntnis in die Presse, mit Beschimpfung der Politiker, sie würgten die Energiewende ab und zerstörten Tausende Arbeitsplätze.

Auf jeden Fall aber bleibt in Sachen Windenergie das zweifache Ziel der Landesregierung NRW erreichbar:
1.       wir werden in NRW die Windenergie-Ausbeute verdoppeln (nicht die Anzahl Windräder!), und
2.       wir werden zu größeren Abständen kommen (indem die Anlagen auch bei Repowering ihren typspezifischen Mindest-Lärmschutzabstand nach TA-Lärm einhalten)!


Aktuell am 15.04.2019:
Eine deutliche Klarstellung, wo die Profiteure und die Bremser sitzen, brachte heute im Landtag in der energiepolitischen Debatte der Abgeordnete Matthias Göken (CDU, Wahlkreis Höxter). Hier der Link zum Video seiner Rede
https://www.facebook.com/1184271214940455/posts/2368087906558774/

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