Landesregierung will Windrad – Bau in NRW – Wäldern erleichtern
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Bau von Windenergieanlagen (WEA) in Wäldern in NRW war bisher nur sehr
eingeschränkt möglich. Damit wurde ein Wahlversprechen von CDU und FDP eingelöst,
unsere Natur- und Kulturlandschaften, Wälder und ökologisch wertvolle Lebensräume vor
dem flächendeckenden Ausbau der Windkraft zu schützen.
Mit der am 16. Dezember 2021 in den Landtag eingebrachten überarbeiten
Energieversorgungsstrategie kommen Sie nun der Forderung der Akteure aus der Energie-
und Forstwirtschaft nach, auf Einschränkungen bei der Windenergie im Wald zu verzichten.
Es ist nicht verwunderlich, dass wir in dieser Erklärung dann auch die zentrale Forderung
der Windkraftindustrie, den „überzogenen Waldschutz“ im Landesentwicklungsplan und im
Windkrafterlass als Hindernis für den Windkraftausbau zu beseitigen, wiederfinden. Die
politischen Entscheidungsträger haben nun mit diesem Beschluss wunschgemäß diese
Hürde schnell beseitigt: Vorrang für die Windkraft im Wald!
Damit brechen Sie Ihr Wahlversprechen! Und dies kurz vor der Landtagswahl.
Zu offensichtlich unterwerfen sich unsere gewählten politischen Vertreterinnen und Vertreter
von CDU und FDP erneut einseitig den wirtschaftlichen Interessen der Windkraftbranche und
der Forstbesitzer, nachdem der Klimawandel ausschließlich mit dem Ausbau erneuerbarer
Energien und hier in erster Linie durch Windkraft u.a. im Wald zu begegnen sei.
Die neue Energieversorgungsstrategie der Landesregierung geht in die falsche Richtung.
Windenergie gehört nicht in den Wald. Denn:
Windwurfflächen, Waldbrandflächen und Waldflächen mit Borkenkäferbefall ohne
Wiederaufforstung sind Keimzellen der Waldentwicklung in NRW. Sie sind von
besonderer Bedeutung für die Biodiversität und den Klimaschutz und daher als
Standorte für Windenergieanlagen ungeeignet.
Neue wissenschaftliche Untersuchungen belegen sehr eindrucksvoll, dass Waldflächen, die
forstwirtschaftlich genutzt wurden, sich besonders schnell erholen, wenn man sie in Ruhe
lässt. Dies funktioniert besser als gezieltes Pflanzen. Verglichen mit der Anpflanzung neuer
Bäume schneidet sie im Hinblick auf die biologische Vielfalt, den Klimaschutz und die
Rückgewinnung von Nährstoffen viel besser ab. Hinzu kommt, dass man bei den neu
gepflanzten Laubbäumen zu erheblichen Teilen auf nicht heimische Arten wie Esskastanie
oder Roteichen setzt. Nur: Damit können unsere heimischen Tierarten sehr wenig anfangen.
Es gibt inzwischen sehr gute Thermobilder, die zeigen, dass, wenn man die abgestorbenen
Fichten stehen lässt, es auf jenen Flächen immer noch zehn Grad kühler ist als auf
abgeholzten Bereichen. Das heißt, die Folgen der Klimakatastrophe für den Wald werden
durch die Abholzung der toten Fichten noch verstärkt. Der Wald ist erst dann tot, wenn die
Bäume ausgeräumt sind. Tote Bäume sind nicht gleichzusetzen mit einem toten Wald.
Weitere Argumente, die gegen einen Bau von WEA im Wald sprechen sind:
• Der Anteil schutzwürdiger, gefährdeter oder auch besonders geschützter Biotope ist
im Wald überproportional hoch. Der Anteil gefährdeter Biotoptypen ist nirgends größer
als im Wald – mit großem Abstand zu allen anderen Lebensräumen. Insoweit besteht
die Gefahr, dass solche Biotope im hohen Maße von der Bereitstellung von
Waldflächen für die Errichtung von WEA beeinträchtigt werden. Die bereits an sich
hohe Bedeutung des Waldes für den Biotop- und Artenschutz spricht grundsätzlich
gegen eine Inanspruchnahme des Waldes für WEA.
• Etwa die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Vogelarten besiedelt mehr oder
weniger bevorzugt den Wald, etwa ein Drittel davon gelten als echte Waldvögel. Die
Inanspruchnahme von Wald für WEA führt zu einem unmittelbaren Verlust der
Lebensräume vor allem störungsempfindlicher Arten mit großem Raumbedarf. Hierzu
zählen vor allem alle Wald bewohnenden Greifvogel- und Eulenarten, Kolkrabe,
Schwarzstorch, Graureiher. Der Luftraum, den Greifvögel wie der Rotmilan, Störche
und Reiher für Balz, Nahrungsflüge oder zum Erreichen der Nahrungshabitate über
Wäldern nutzen oder regelmäßig überfliegen, kann viele Quadratkilometer groß sein.
Die anlagenbedingten Störungen reichen weit über die unmittelbar beanspruchten
Flächen hinaus. Hinzu kommen Störungen aufgrund von Erschließungen, Wartungs-
und Reparaturarbeiten. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass es sich z. T. um stark
gefährdete Vogelarten handelt. Ähnlich schwerwiegende Auswirkungen sind für die
Lebensräume störungsempfindlicher Säugetiere wie Wildkatze und Luchs zu erwarten,
mit deren Erhaltung oder Wiederausbreitung nur in störungsarmen Waldgebieten
gerechnet werden kann.
• Für alle über den Wald ziehende Vogelarten besteht die Gefahr, mit den WEA zu
kollidieren. Besonders gefährdet sind Großvogelarten wie Kranich, Gänse und
Schwäne, vor allem wenn die Anlagen im Korridor des Vogelzuges oder an
exponierten Standorten errichtet werden. Das Risiko nimmt mit unzureichenden
Sichtverhältnissen und Starkwinden noch zu, wenn die Vögel mit Sichtkontakt zum
Boden z. T. in nur 50 – 100 m Höhe etwa über das Berg- und Hügelland ziehen. In
jedem Fall ist das Risiko für Vögel, an Anlagen zu verunglücken im Wald tendenziell
deutlich größer als im Offenland, weil die Anlagen im Offenland leichter
wahrgenommen werden können.
• Prinzipiell gleiche Bedenken sind hinsichtlich des Schutzes der Wald bewohnenden
Fledermäuse vorzubringen. Eine Reihe von Arten (z. B. Großer und Kleiner
Abendsegler, Bechstein- Mops- und Fransenfledermaus) jagt bevorzugt regelmäßig
oder fakultativ oberhalb der Baumkronen und damit in den Höhen, die von den Rotoren
erreicht werden. Deshalb muss gerade im Wald mit enorm hohen Verlusten an
Fledermäusen gerechnet werden. Das zeigt auch die hohe Todesrate an den
untersuchten im Wald errichteten Anlagen.
• Sobald ein Waldgebiet, auch wenn es sich hier nur um Kalamitätsflächen handelt,
erstmalig für den Bau von WEA industriell genutzt wurde, gilt es als
„vorgeschädigt“ bzw. „vorbelastet“. Erfahrungsgemäß verlieren die angrenzenden
noch intakten Waldflächen durch erfolgreiche Klagen vor den Verwaltungsgerichten
schnell ihren besonderen Schutzstatus. Der weitere Bau von WEA ist dann hier
„vorprogrammiert“. Auch weitere Eingriffe, wie z.B. Schneisen für
Hochspannungsleitungen und sonstige Maßnahmen, werden dadurch ermöglicht.
• WEA sind technische Bauwerke, von denen aufgrund ihrer Größe, Gestalt,
Rotorbewegung und -reflexen, Sicherheitskennzeichnung mit Farbanstrichen und
Licht großräumige Wirkungen ausgehen, welche das Erscheinungsbild einer
Landschaft verändern und bei großer Anzahl und Verdichtung ganzen Regionen den
Charakter einer Industrielandschaft geben können. Die bauhöhenbedingte Dominanz
der Anlagen mit Gesamthöhen von heute bis zu 240 m wird aufgrund der Bevorzugung
exponierter Standorte wie in den Höhenlagen unserer Mittelgebirge noch verstärkt. Bei
weitem Sichtfeld oder exponierter Lage sind die Anlagen in bis zu 10 km Entfernung
und mehr noch sichtbar. Die negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind
umso schwerwiegender je natürlicher oder kulturhistorisch bedeutsamer die
betroffenen Gebiete sind.
• Viele ländliche Bereiche sind ohnehin schon strukturschwache Regionen, die auf den
Tourismus angewiesen sind. Nun werden sie auch ihrer letzten Ressourcen beraubt:
Der einzigarten Natur. Die riesigen Windräder zerstören das besondere
Landschaftspanorama und die Zukunftsperspektive ganzer Landstriche.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Zeiten, in der „Windparks“ ausschließlich bejubelt
werden, sind endgültig vorbei. Der Widerstand in der ländlichen Bevölkerung wächst an vielen
Orten, so auch in unserer Heimat. Und wer über die Autobahnen im Paderborner Land und
in die Eifel fährt, weiß warum: Er sieht Armeen von Stahltürmen mit gigantischen Rotoren,
die über viele Kilometer alles andere beherrschen. Und es sollen noch viel, viel mehr werden.
Damit stellt sich für die Menschen eine bedeutende Frage: Müssen wir uns für den geringen
Beitrag, den insbesondere die Windkraft zum Klimaschutz und der Erderwärmung, zum
gesamten Energiebedarf (derzeit nur rund vier Prozent) und zur Grundlastfähigkeit des
deutschen Stromnetzes leistet, die weitere Zerstörung der natürlichen Lebensräume und der
wertvollen Kulturlandschaften hinnehmen?
Man gehe nur einmal im Sommer im Wald spazieren. Dort wird man sehr schnell feststellen,
das dort geringere Temperaturen vorherrschen, wie auf freier Flur.
Durch die Verwirbelung der Luft hinter den Rotorblättern wird der Luft Feuchtigkeit
entzogen, so dass sich der Boden erwärmt und austrocknet. Dies haben Prof. Christina
L.Archer und Prof. Keith haben herausgefunden. Wie lange halten das unsere Wälder aus,
die wir dringend zur CO2 Reduzierung benötigen?
Die großen WKA und Windfarmen an Land sind also mitverantwortlich für die
Erderwärmung, verstärken die Klimakatastrophe und tragen nicht zu einer nennenswerten
Verringerung der CO2 Emission bei. Es sind keine alten grauen Männer, die die
Windraftanlagen skeptisch sehen. Es sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, deren
Forschungsergebnisse man ignoriert.
„Finger weg vom Wald“
Mit freundlichen Grüßen
VERNUNFTKRAFT NRW e.V.
Landesverband NRW der Bürgerinitiativen für vernünftige Energiepolitik
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