Freitag, 19. April 2019

Regionalbündnis Windvernunft überreicht den "Paderborner Appell"

Heiner Brinkmann (Regionalbündnis Windvernunft) übergibt den Ap-
pell an den CDU-Landtagsabgeordneten Bernhard Hoppe-Biermeyer.
Paderborn (WV/mba). Heiner Brinkmann, Sprecher des Regionalbündnisses Windvernunft, hat jetzt dem heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Bernhard Hoppe-Biermeyer den Paderborner Appell (s. unten) überreicht.
Hoppe-Biermeyer versprach, sich bei NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) dafür einzusetzen, den Windkraftausbau in besonders betroffenen Regionen vorerst zu stoppen.
 »Der Windkraftausbau im Paderborner Land ist ein Negativbeispiel dafür, wie die Akzeptanz von erneuerbaren Energien vor die Wand gefahren werden kann.
Wenn man Klimaziele ernsthaft erreichen will, geht es nur mit dem Bürger und den Kommunen«, so der CDU-Politiker. In dem Appel wird gefordert, keine Ausnahmeregelung' bei der Erneuerung bestehender Anlagen zuzulassen.
Zudem sollten klare Ausbauvorgaben für die Kreise erlassen werden.

Montag, 15. April 2019

Das Gejammer um die Abstände bei Repowering.

Oder: Warum ist es KEIN Widerspruch, wenn Minister Pinkwart sagt,
1.       wir wollen in NRW den Windenergie-Ausbeute verdoppeln, und
2.       wir müssen zu größeren Abständen kommen?

Repowering beginnt mit der bangen Frage der Branche, ob die Standorte alter Anlagen "Bestandsschutz" mitbringen, oder ob die Ersatzanlagen eine neue, vollständige Genehmigungsprozedur durchlaufen müssen. So wie bisher in Reparaturfällen zu verfahren war bei "wesentlichen technischen Änderungen“. Insbesondere möchte man bei Standorten nahe an Wohngebieten natürlich aus Betreibersicht gern, dass eine neue Anlage den für sie bauarttypischen, viel größeren Schutzabstand lt. TA-Lärm im Falle von Repowering nicht einzuhalten braucht und auch keine nächtlichen Reduzierungen.

"Bestandsschutz" nach Baurecht?
- Das wäre so, als wenn bei Autoreparatur nicht ein 1:1 Austauschmotor, sondern ein modernerer eingebaut wird, und ich erwarte trotzdem, dass weder der TÜV neue Zulassungspapiere ausstellen muss noch Steuer und Versicherung sich ändern.
- Oder wenn ich mir ein neues, viel größer motorisiertes Auto in die Garage stelle und erwarte, dass „natürlich“ meine KfZ-Steuer und Versicherung nicht teurer wird, weil ich doch in derselben Garage bleibe.
Nein, die Genehmigungsverfahren für neu aufgestellte Anlagen beginnen stets von Grund auf neu, egal ob neuer Standort oder Repowering!

Aber man kann ja mal versuchen, ob mit Protest in den Medien und mit Vorwürfen an die Politik, vor allem aber mit dem Zauberwort Klimaschutz nicht doch was zu machen ist. Man baut also mit einer plausibel erscheinenden Überschlagsrechnung eine schlimme Nachricht, die es mühelos in die Medien schafft. Und die geht so:
„Mal vereinfachend angenommen, eine neue Anlage braucht einen mindestens doppelt so großen Schallschutz-Abstand wie eine alte Anlage. Dann wäre ja die Hälfte der bisherigen Fläche nicht nutzbar! – Oh oh, unsere Klimaziele!“
Diese Katastrophennachricht funktioniert sofort!

In den Medien kommt kein Wort darüber, dass die neuen Anlagen den rund 4-bis 6-fachen Stromertrag bringen im Vergleich zu den alten Anlagen, die repowert werden sollen (höhere Türme, längere Flügel usw. plus mehr Betriebsstunden bei allen Windarten). Sogar im Vergleich zu erst gerade 5 Jahre alten Anlagen verdoppelt sich der Ertrag immer noch (effizientere Technik, insbes. Flügel), wenn sie durch ganz neue ersetzt werden! Von ersten Fällen hört man schon.
Man könnte also ruhig „die Flächen“ um 50 % reduzieren (was gar keiner will!), es käme durch flächendeckendes Repowering immer noch mindestens das Doppelte an Strom aus Windenergie dazu!
Aber diese Behauptung, die Flächen würden durch empfohlene Abstandsregeln drastisch verringert, ist rundweg absichtliche Angstmache. Denn auch ohne solche Empfehlungen für die Planung von neuen Vorrangzonen gilt ja weiterhin der Schutzabstand nach TA-Lärm, und der ist anlagentypisch, d.h. für die neuen großen Anlagen weiter als für die alten kleinen.

Abgesehen davon verdreifacht sich bei dieser dreifach größeren Rotorfläche auch das Schredderrisiko für Vögel und Fledermäuse

So weit ins Detail kann der Fernsehzuschauer aber nicht denken, wenn im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in den Nachrichten der „Erklär-Professor“ Harald Lesch und der „Klimaforscher“ Mojib Latif ihre großen „Wahrheiten“ erzählen. Oder meinetwegen auch Greta Thunberg ihre Ängste.

Aus den zu Grunde liegenden Zahlen kann man wie üblich beliebig viele Stories machen.
- Eine dieser Stories verbreitet das UBA in der guten Absicht, die allgemeine Akzeptanz der Windenergie zu fördern.
- Eine andere Story macht die Branche daraus und bringt sie als schreckliche Erkenntnis in die Presse, mit Beschimpfung der Politiker, sie würgten die Energiewende ab und zerstörten Tausende Arbeitsplätze.

Auf jeden Fall aber bleibt in Sachen Windenergie das zweifache Ziel der Landesregierung NRW erreichbar:
1.       wir werden in NRW die Windenergie-Ausbeute verdoppeln (nicht die Anzahl Windräder!), und
2.       wir werden zu größeren Abständen kommen (indem die Anlagen auch bei Repowering ihren typspezifischen Mindest-Lärmschutzabstand nach TA-Lärm einhalten)!


Aktuell am 15.04.2019:
Eine deutliche Klarstellung, wo die Profiteure und die Bremser sitzen, brachte heute im Landtag in der energiepolitischen Debatte der Abgeordnete Matthias Göken (CDU, Wahlkreis Höxter). Hier der Link zum Video seiner Rede
https://www.facebook.com/1184271214940455/posts/2368087906558774/

Samstag, 6. April 2019

Der "Paderborner Appell"


Der Ausbau der Windenergienutzung stößt im Paderborner Land nicht nur an seine Grenzen, sondern hat in seiner ungezügelten Ausbauform bereits Maß und Mitte bei Weitem verloren.  Nachträgliches Aufweichen der Auflagen oder die Genehmigung von so stark beauflagten Anla-gen, die nur noch einen Normalbetrieb im Winter zulassen, verschärfen zudem die Situation in unserer Region und belasten zusätzlich Mensch und Natur.

Das Regionalbündnis Windvernunft e.V., Paderborn, und seine angeschlossenen Bürgerinitiativen hier in der Region OWL-Sauerland fordern die Landesregierung in NRW auf, die nachfolgenden Punkte umgehend anzugehen und umzusetzen:

  •    Moratorium in den bereits überstrapazierten Regionen (Kreis Paderborn)

Stopp des weiteren Ausbaus der Windenergie bis zur Klärung der wichtigsten Fragen (u.a. rechtssicherer Abstand, Konsequenzen Schall & Infraschall, andere Wege in der ökolo¬gisch und ökonomisch sinnvolleren Energieerzeugung…)

  •    Kein Repowering mit Nachteilen für die bereits betroffene Bevölkerung

Streichung der Ausnahmeregelung im neuen LEP und gleiches Recht auf Schutzabstände für alle Bürger in NRW

  •    Geographischer Deckel

Formulierung der Ausbauziele durch konkrete Zahlenangaben (Menge bzw. Leistung der Windenergieanlagen) und Deckelung beim Erreichen oder Überschreiten dieser Ziele je nach Kreis/Region in NRW
  •    Keine Anlagen im Wald

Schriftliche Erklärung des Umweltministeriums bzw. des Landesbetriebes Wald und Holz auf den Verzicht von der Verpachtung von Waldflächen zum Bau von Windenergieanla-gen bzw. von dem Bau eigener Anlagen im Staatswald NRW

Den Landrat des Kreises Paderborn Manfred Müller fordern wir auf:

  •    Keine Genehmigungen für Anlagen im „Winterbetrieb“

Ablehnung von Bauanträgen, die nur einen sehr eingeschränkten Anlagenbetrieb ermög¬lichen und deren Betrieb nur aus Abschreibungsgründen als möglich erscheint. Damit verbunden die Forderung auf den Verzicht auf eine hierdurch genehmigte Land-schaftszerstörung nur aus dem Grund des Steuersparens

Unsere Bundestagsabgeordneten Dr. Carsten Linnemann fordern wir auf:

  •    Abschaffung der Privilegierung und eine neue Länderöffnungsklausel

Bürger und Kommunen benötigen Rechtssicherheit durch eindeutige Regelungen auf Bundesebene. Die 1500m Abstand waren Gegenstand des Bundestagswahlkampfes.

„Jeder tote Vogel ist einer zu viel!“

Gemeinschaft für Naturschutz in Sorge um den Rotmilan-Bestand im Bürener Land
Als Schäfer Uwe Lorenz den Rotmilan hilflos flügelschlagend auf einem Feld auf der Hochfläche bei Weiberg findet, besteht noch Hoffnung. Er bringt den verletzten Vogel ins nahe Jugendwaldheim nach Ringelstein. Dort fällt schnell der Entschluss den Vogel in die Greifvogel-Auffangstation nach Essentho zu bringen. Wilfried Limpinsel, der die Station mit seiner Frau seit 40 Jahren betreibt und hunderte verletzter Vögel gesehen und viele wieder gesund gepflegt und in die Freiheit entlassen hat, zeigt sich wenig überrascht: „Die Handschwinge ist abgetrennt. Die typische Verletzung für einen Vogel, der mit den Rotorblättern einer Windenergieanlage kollidiert ist“. Die Schwere der Verletzung bedeutet für den Rotmilan gleichzeitig das Todesurteil: Der Vogel muss leider eingeschläfert werden.




 Rotmilan mit abgetrennter Handschwinge
Wilfried Limpinsel mit dem europaweit geschützten Rotmilan: Die abgetrennte Handschwinge bedeutet leider das Todesurteil für den Vogel.    Foto: GfN

Bereits der dritte tote Greifvogel in den letzten vierzehn Tagen - ein Rotmilan im Windpark Asseln und ein Mäusebussard im Windpark Hassel bei Grundsteinheim - ist für die Gemeinschaft für Naturschutz (GfN) Anlass genug, auf die dramatische Situation für den weltweit gefährdeten Rotmilan hinzuweisen. Auf der Paderborner Hochfläche drehen sich 500 Windräder, der wohl dichteste Bestand an Windenergieanlagen im deutschen Binnenland, in einem landesweiten Schwerpunktvorkommen des Rotmilans. Ein Konflikt der kaum zu lösen ist. Allein im letzten Jahr mehr als ein dutzend tote Greifvögel als Zufallsfunde unter Windenergieanlagen in Paderborn, darunter sechs Rotmilane – nachzulesen im Sammelbericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft der Biologischen Station Kreis Paderborn Senne – sind ebenfalls deutscher Spitzenwert und sicherer Beleg dafür, dass der im Kreis Paderborn praktizierte Ausbau der Windenergie ein massives Problem für den Rotmilan darstellt.

Rotmilane werden sehr alt und haben nur eine geringe Reproduktionsrate. Die vorzeitige Sterblichkeit der Altvögel ist daher sehr gering. „Jeder Vogel, der zusätzlich zu den natürlichen Verlusten verloren geht, ist einer zu viel!“ so Hubertus Nolte, Vorsitzender der GfN. Ein Altvogelverlust im April bedeutet direkt einen Brutausfall. Jüngere Vögel, die als Partner einspringen könnten, haben oft über mehrere Jahre einen geringeren Bruterfolg. Ein Teufelskreis, der im Kreis Paderborn zu sinkenden Rotmilan-Beständen führt. Auf der Paderborner Hochfläche hat der Bestand in den letzten fünf Jahren um ein Drittel abgenommen. Das belegen die Zahlen der Biologischen Station, die den Bestand im Auftrag des Kreises Paderborn erfasst.